Eisenach. Dorthin fuhren wir mit den Erzieher*innen, die wir in diesem Jahr entlassen. Neben dem Besuch der Wartburg und des Luthermuseums begaben wir uns auf die Suche nach Spuren jüdischen Lebens in der Lutherstadt.
Alexandra Husemeyer erzählte von den furchtbaren Äußerungen Martin Luthers über Jüdinnen und Juden. Sie erzählt vom „Entjudungszentrum“, das die evangelische Theologen (alles Männer) 1939 errichteten, um die Bibel und die Kirche von allem Jüdischen zu „befreien“. Sie erzählte von Erika Fackenheim, die 1936 nach Israel auswanderte, dort den jüdischen Theologen Shalom ben Chorim heiratete und sich nach dem Krieg für die Begegnung junger jüdischer und deutscher Jugendlicher einsetzte.
Gemeinsam besuchen wir den Ort, an dem die jüdische Synagoge bis zur Progromnacht 1938 stand. Alexandra berichtete vom tagtäglichen Kampf gegen rechte Parolen und Gesinnung – AfD und NPD haben 30% der Sitze im Stadtrat. Doch sie zeigt uns auch ein Transparent am Rathaus der Stadt, das in den Sprachen der drei großen Religionen gestaltet ist: Judentum, Islam und Christentum. Ihre Augen leuchteten, als sie von den jüdischen-israelischen Kulturtagen in Thüringen erzählt, dass jedes Jahr im Herbst stattfindet, auch in Eisenach, obwohl dort heute keine Jüdin und kein Jude mehr lebt.
„Euer Beruf ist so wichtig“, sagt sie zu den jungen Erzieher*innen, „ihr könnt Kinder und Jugendliche begleiten und ihnen die Vision von Vielfalt ins Herz pflanzen.“
Es war eine intensive, bedrückende und zugleich mutmachende Stunde. In der Abschlussrunde vor der Rückfahrt sagten viele der Absolvent*innen, dass dieser Rundgang das Highlight der Studienfahrt war.
Links:
https://www.instagram.com/alexandrahusemeyer/
https://www.juedische-kulturtage-thueringen.de/