Ohne Fachkräfte keine Teilhabe

Hintergrundinformation
Vom 31. März bis 4. April 2025 findet die bundesweite Aktionswoche #OhneFachkräfteKeineTeilhabe statt, organisiert von Fachverbänden für Menschen mit Behinderung. Diese Aktion hebt die unverzichtbare Rolle von Fachkräften in der Eingliederungshilfe und Sozialpsychiatrie hervor und macht auf den zunehmenden Personalmangel in diesen Bereichen aufmerksam. Fachkräfte wie Heilerziehungspflegerinnen, Heilpädagoginnen, Erzieherinnen, Sozialarbeiterinnen und Ergotherapeutinnen sind entscheidend für die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen am gesellschaftlichen Leben. Der akute Fachkräftemangel gefährdet jedoch die Teilhabechancen dieser Menschen, da viele Stellen unbesetzt bleiben. Die Aktion fordert dazu auf, den Wert dieser Berufe ins Bewusstsein der Gesellschaft zu rücken und die Rahmenbedingungen für Fachkräfte zu verbessern, um eine inklusive Gesellschaft zu fördern. Weitere Informationen unter https://beb-ev.de/projekte/ohnefachkraeftekeineteilhabe2025/
1. Was motiviert Sie persönlich, sich für die Aktionswoche „#OhneFachkräfteKeineTeilhabe“ zu engagieren?
Merten: Ich möchte dazu beitragen, unsere Assistenzangebote auch in Zukunft im gewohnten Umfang und in einer guten Qualität anbieten zu können.
Sewing: Ich möchte Menschen für die großartigen Aufgaben in den Bereichen Teilhabe und Inklusion gewinnen.
2. Welche Auswirkungen hat der aktuelle Fachkräftemangel auf die Qualität der Leistungen und die Teilhabechancen von betroffenen Personen?
Merten: Der größte Schaden besteht darin, dass beispielsweise Plätze in Werkstatt- und Wohnangeboten wegen Personal- und Fachkräftemangel nicht belegt werden können. Da sprechen wir noch gar nicht vom möglichen Einfluss auf die Qualität, sondern davon, dass den Menschen grundsätzlich Teilhabechancen vorenthalten werden.
3. Welche konkreten Maßnahmen erachten Sie als notwendig, um den Fachkräftemangel in der Eingliederungshilfe und Sozialpsychiatrie zu beheben?
Sewing: Es müssen mehr und auch andere Qualifikationen für den Personaleinsatz in der Eingliederungshilfe anerkannt werden Die Ausbildung zur Heilerziehungspflege muss analog zur Erzieherinnenausbildung vom Schulgeld befreit werden. Die Daseinsversorgung für Menschen mit Behinderung muss genauso gesellschaftlich anerkannt werden wie die Daseinsversorgung in den Bereichen Gesundheit und Pflege im Allgemeinen.
4. Welche Rolle spielen politische Entscheidungsträger bei der Verbesserung der Rahmenbedingungen für Fachkräfte in diesem Bereich?
Merten: Die Politik trägt die Verantwortung für die gegebene Zusage, die UN-Behindertenrechtskonvention sach- und fachgerecht umzusetzen. Dazu gehört vor allem eine in der Praxis ausgewogene Situation von rechtlichen (praktikablen) Vorgaben, geforderten Standards und eine dafür refinanzierte Personal- und Sachausstattung, mit der Mitarbeiter motiviert arbeiten können. Dazu ein Beispiel aus der Praxis: Die Anforderungen an zukünftige bauliche Standards für unsere Wohnangebote wurden über eine neue Heimmindestbauverordnung erheblich erhöht, was aus der Sicht der Menschen mit Behinderung und auch unserer Sicht als Mitarbeiter gut ist. Eine für die Leistungserbringer befriedigende Refinanzierung dieser Forderungen gibt es nicht. Wie sollen wir unter diesen Umständen unseren Mitarbeitenden in einer fordernden Tätigkeit (mit Wechselschichten, Dienst an Sonn- und Feiertagen…) auch zukünftig ein attraktives Arbeitsumfeld bieten?
Sewing: Nur die Politik kann entscheiden, bürokratische Hürden abzubauen und behindernde Vorschriften zu verändern, damit die selbstbestimmte Teilhabe umgesetzt werden kann.
5. Welche Botschaft möchten Sie den Lesern in Bezug auf die Bedeutung von Fachkräften mit auf den Weg geben?
Merten: Der Begriff der sozialen Teilhabe zeigt ja schon, dass es hier vor allem um ein zwischenmenschliches Miteinander geht. Fachkräfte sind dabei der entscheidende Faktor, die Lebensumstände von Menschen mit Behinderung so zu gestalten, dass tatsächlich Teilhabe und Inklusion gelingen können. Sie sind primär für das, was beim Kunden ankommt, verantwortlich.
Sewing: Ohne ausreichende Anzahl an fachlich qualifizierten Assistenzkräften gibt es keine selbst bestimmte Teilhabe und kein selbständiges Leben für Menschen mit Behinderung.